Kenting Tag 2 (8.4.2010) (Update, s. ganz unten)
Da der Ehemann der Hostelmutti, wie gesagt hobbymäßiger Surflehrer ist, packte ich die Gelegenheit beim Schopfe und ging morgens gleich mit ihm Surfen. Na gut, ich versuchte es…
Denn Surfen ist gar nicht so einfach, wie es im Fernsehen immer aussieht - wer hätte das wohl gedacht ^^. Vor allem das Rausrudern ist echt verdammt anstrengend und benutzt ja die gleiche Muskulatur wie Kraulen. Und da drin war ich schon immer schwach, bzw. das sind einfach Muskeln, die man im täglichen Leben so gut wie nie benutzt und die man auch schlecht ohne Wasser trainieren kann. Was ich in dem Zusammenhang nicht wusste, aber eigentlich auch irgendwie logisch ist, ist, dass Wellen immer in Gruppen kommen. Also muss man so lange am Strand abwarten, bis die Wellenstärke wieder abnimmt, also das Ende der einen Gruppe kommt. Und dann versucht man so schnell wie möglich hinter die Wellen zu kommen. Dort kann man dann in Ruhe abwarten, bis man denkt einige sehr gute Wellen zu sehen und kann Geschwindigkeit aufnehmen und eine nehmen.
Ich habe es nicht einmal geschafft hinter die Wellen zu kommen...war aber auch selbst beim Abflauen der Gruppe noch 1 Meter Wellen, gegen die ich kämpfen durfte. Ich war dann also 80% draußen und hab versucht mich hochzuhieven, keine Chance. Meine Armmuskulatur war schon so schwach, dass ichs einfach nicht hochgeschafft habe… :( War dann aber trotzdem ein geiles Gefühl mit den Wellen zurück zum Strand zu surfen. Auch wenn es nur im Liegen war. Waren ja auch so 2-3 Meter Wellen, also schon durchaus hoch. Was man da noch über Taiwan im Hinterkopf haben muss, ist mal wieder, dass Taiwan eine vulkanische Insel ist. Besonders auf der Pazifikseite, wo dieser Surfstrand war, geht es extrem steil bergab. Überall. Also auch am Strand. Dort fällt quasi direkt hinter der Wasserkante das Ufer 70° ab. Das führt also auch dazu, dass die Wellen, die da ja dann einen 1-3 Meter Höhenunterschied verursachen, diesen nicht auf 5 Meter flachem Strand, sondern auf unter einem Meter Ufer verursachen.
Soll heißen: Normaler Strand --> Wellen tragen einen sanft auf eine Ebene
Taiwan Ostküstenufer --> Wellen werfen einen gegen einen Wand
Sollte man also rechtzeitig abbremsen, um a) nicht sein Board und b) nicht sich selbst zu kaputt zu machen.
Das ganze Spiel machte ich dann noch einmal und war dann absolut am Ende meiner Kräfte und musste abbrechen. Hat sich aber auf jeden Fall gelohnt.
Leider war das Wetter des Tages auch wieder windig und um die 20+ Grad, also angenehm, aber nicht gut genug für nur am Strand abasseln. Was also tun? Scooter mieten!
Gesagt getan und für 500NT$ (400+100 Zuschlag weil kein lokaler Führerschein) - also ca. 15€ einen Motoroller gemietet für 24 Stunden. Das war vielleicht eine lohnende Investition!
Ich folgte dann der Strecke, die wir auch des Morgens zurückgelegt hatten, um zu dem Surfstrand zu gelangen. Denn inzwischen war es auch sonnig und ich wollte den Strand noch einmal bei Sonne einfangen:
Von da aus, so entnahm ich der Karte konnte man dann Taiwan an der Südspitze umrunden und dann, wenn noch Zeit ist, nach Westen an einen anderen Strand fahren.
Also ab und mit halboffenem Helm und 80 km/h Wind im Gesicht ab quer über den Zipfel zu meinem Surfstrand.
Von da an nach Süden ging es dann erst einmal steil Bergauf und dann an den Klippen entlang zur Südspitze Taiwans. Das Wetter hatte sich inzwischen auch zum Besseren gewendet!
Straße von Taiwan rechts und….
…. Pazifik links. :D
Dann die Küsten wieder nach Norden entlang und nach Downtown-Kenting, um Mittag zu essen.
Großer Felsen auf dem Weg.
Dort führte dann auch eine interessante Straße auf den Berg, der sich hinter Kenting erhebt und wieder runter, wieder weiter südlich.
Dort auf dem Berg befinden sich dann auch zwei Parks, einer, für den man bezahlen muss und in dem es wohl auch von Affen wimmelt und einen, den man kostenlos besuchen konnte.
Ich hatte aber keine Lust zu laufen, Scooter/Motoroller fahren, gerade über diese Bergstraßen machte einfach zu viel Spaß! :D
Weil sich das Wetter aber so zum Guten gewendet hatte, machte ich mich zur Westküste auf, dort fuhr ich zum Baisha-Wan, dem Strand der Ortschaft Baisha.
Dort ruhte ich mich ein wenig aus und genoss die Sonne. Dann juckte es mich aber in den Knochen meine Scooter-Tour fortzusetzen. Also ab auf die "Maschine" und ab nach Norden. Dort ging es dann nach ca. 30 Minuten in eine Ortschaft, die die letzten Möglichkeit für viele Kilometer beinhaltete nach Osten über die Insel zu fahren. Es wurde schon langsam etwas später, aber ich beschloss dennoch weiterzufahren. Im Lonely Planet gab es auf dieser Straße sogar noch eine Sehenswürdigkeiten. Unter anderem ein altes Schlachtfeld. Leider war nichts weiter zu sehen, außer einem super Ausblick auf das Tal, durch das ich gerade hindurch tourte.
Weiter einem leeren Flussbett folgend, dass sicherlich in der Monsunzeit gut gefüllt ist, gelangte ich schließlich zu einer Ortschaft mit einem Staudamm. Auf der Karte war das dann auch quasi der letzte Ort. Dort musste ich mich entscheiden, weiterfahren und nicht wissen, wie lange ich über die Berge bis zurück brauche oder umkehren?
Ich entschloss mich fürs weiterfahren und ich kann es nicht bereuen! Denn was folgte waren mehrere Dutzend, wenn nicht sogar mehr als Hundert Kurven, die mich über mehrere Berge und am Pazifik entlang wieder zum Hostel führten.
Oben angekommen und man blickt wieder auf den Pazifik.
Das war wirklich ein einzigartiges Erlebnis, denn die Straßen waren in einem Tip-Top-Zustand und außerdem waren die Bergpässe, die am Anfang auch eine ganze Strecke nur eine Fahrspur breit fahren, sowohl in der Mitte, falls breit genug, als auch am Rande mit sehr großen Reflektorkugeln versehen. Dazu waren noch die meisten Kurven mit einem Kurvenspiegel ausgestattet. Also kein Grund, sich da Sorgen zu machen. Und auf einem 2-Rad macht dieses Kurvenfahren natürlich noch einmal mehr Spaß. Nur als mich dann auf einmal ein Einheimischer mit seinem Auto überholte, machte ich mir da schon Sorgen ^^ Aber wenigstens konnte man sich dann hinten ranhängen.
Als ich dann die Berge Richtung Pazifik verließ wurde es dann endgültig dunkel. Aber die Straßen waren immer noch gut ausgeschildert und meinen Atlas habe ich ja in Form von google-maps eh immer dabei.
Die Kilometer nach Süden am Pazifik waren dann auch sehr einprägsam. Das Rauchen des Meeres, das Klatschen der Brecher an der Steilküste, das wahnsinnig intensiv klingende Zirpen der Insekten, das Essen dieser ^^ und dieses Licht, was der Ozean scheinbar ausstrahlte!
Update: Ich habe nochmal Karten der Scootertour nachgereicht, hatte ich gerade vergessen. Auf dem 2. und 3. Bild kann man schön die Bergstraßen/-Pässe erkennen und die vieeelen tollen Kurven!
Außerdem war diese Strecke dann noch weniger befahren, karg beleuchtet und erst recht nicht bewohnt, da es sich um ehemaliges militärisches Sperrgebiet handelte.
Dann musste ich nur wieder über einen Pass zurück in das Tal, in dem auch Hengchun liegt und machte dann noch einmal kurz an der größte Attraktion Hengchuns halt. Dort gibt es nämlich Gas, dass aus dem Boden austritt und irgendwer hat das mal angezündet und nun brennt dort ewiges Feuer. Toll! Die Chinesen kommen da hin und grillen etwas Essen oder zünden Feuerkörper an.
Der Tag war dann für mich gelaufen, es folgten noch anregende Gespräche mit den Inhabern des Hostels, sowie dem Franzosen und seiner Freundin.
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