Freitag, 14. Mai 2010
Meine Wochenden in Taipei
Grand Hotel und Martyre Shrine (13.3.2010)
In meinen Lonely Planet schauend, suchte ich gerade nach Attraktionen, die ich auf den Nachmittag, der nach dem Aufstehen mysteriöser weise schon wieder angebrochen war ^^, noch anschauen könnte. Also sollte es nicht zu weit weg sein. Auf dem Weg zum Xilin-Nachtmarkt bin ich immer an einer riesigen Pagode vorbeigekommen, die auf dem ersten Berg nördlich Taipei-Citys steht. Auf die Karte geschaut, aaah das ist das Grand Hotel hier. Also in die MRT rauf nach Jiantan Station und dann rüber und durch einen am Hang gelegenen Park hoch zum Grand Hotel.



Und da waren sie wieder, die Gegensätze: Ich sehe also vom Weitem dieses architektonisch durchaus beeindruckende Gebäude. Laufe dann von einer blitzblanksauberen MRT Station über eine versmoggte Straße durch einen Park, dessen Rasen und Hecken scheinbar millimetergenau getrimmt und von jeglichem nichtfarbigen Element bereinigt wurden die Treppe hinauf zum Grand Hotel von Taipei. Und auf einmal, kaum verlasse ich den Park so tut sich wieder der Müll hier auf. Links und rechts des Weges Weggeworfenes aller Art. Traurig. Ich sehe sogar jemanden den Weg säubern, aber dass 10 cm neben dem Weg der Müll zu Hause ist: Nicht wichtig. Verständnislosigkeit macht sich dann immer in mir breit. Das ist doch eine Selbstverständlichkeit, nein ich korrigiere mich, es sollte doch eine Selbstverständlichkeit sein, dass ich als Luxushotelbetreiber wenigstens alle Zugänge meines Hotels dreckfrei halte. Und eben nicht nur die Wege.
Wie erwähnt ist das Hotel selbst aber ganz schick von außen, auch wenn eine neue Lage Farbe sicherlich nicht schaden könnte.





An das Hotel schließt sich auf der anderen Seite dann einer der Hangparks von Taipei an. Ich vermute mal einfach, dass es davon mehr gibt, da Taipei ja von Bergen eingerahmt ist. Da hat man ein sehr kompaktes Naherholungsgebiet, was aber durch die Berge und die Vegetation doch irgendwie schon recht abgelegen wird. Es ist auch ein Startpunkt für einige Wanderpfade die dann ins Yangminshan führen. Oder einfach über diesen ersten Berg und wieder zur MRT. Gibt hier sehr viele Wanderwege.







Beim Martyre Shrine erwartete mich dann eine Menschenmenge, die wie auch "damals" beim Chiang-Kai-Shek-Memorial, vorrangig nicht da zu sein scheinen, um den Märtyrern zu huldigen, sondern um die Wachen zu sehen, wie sie marschieren…





Am Schrein selbst gibt es neben dem offensichtlichen Altar auch noch eine Bildergalerie rundum, die über eben die Märtyrer aufklären soll. Achja, welche Märtyrer eigentlich? Die Märtyrer derer hier gehuldigt wird sind: Die Soldaten, die gestorben sind um Chinas letzten Kaiser zu stürzen, die die gegen die Kommunisten von Mao gefallen sind und die gegen die japanische Invasion gefallen sind. Also ein ideologisch bunter Haufen.
Die Bilder waren irgendwie sortiert, ich hab aber nicht rausbekommen wie. Nach Jahreszahlen, war es definitiv nicht. Muss wohl einen tieferen Sinn da geben. Einige der Bilder muss ich einfach beschreiben, zu genial. Schade, dass es ein Schrein war, ich hätte laut gelacht!
Eins der ersten Bilder sprach von den Märtyrern, die beim ersten, fehlgeschlagenen Angriff auf den kaiserlichen Palast ums Leben gekommen sind. Da haben ganze 35 (bitte nicht hauen, dass die Zahlen nicht genau stimmen) Leute den Kaiser angegriffen. In seinem Haus. "Clevere" Idee, viele Tote (genau abgezählt natürlich). Der zweite oder dritte Überfall gelang dann mit einigen Hundert Partisanen.
Eine Serie anderer Bilder zeigt den Kampf der Kuomintag - KMT (um die ging es ja vorrangig), gegen die Maoisten und Japaner. Dort hängen dann (leider mal wieder chinesisch only) Schlachtkarten mit Pfeilen und Linien der Truppenbewegungen und die Beschreibungen dazu waren teils etwa DinA4-seitig und klangen so: Zwischen dem 23.6. und 12.7.1923 geschah Folgendes. Am Morgen des 25.6. griffen das 6. und 7. Bataillon unter Kommandant "anderer chin. Name" zwischen dem 6.+7. Breitengrad auf der rechten Seite des Flusses "chin. Name" mit 12367 Mann die Truppen des Generals "noch ein anderer chin. Name" mit 11432 Mann an und schlugen diese bei Verlusten von 113 Mann in die Flucht. Nachmittags rückten sie dann entlang der Höhenlinien des Berges "chin. Name Nr. 4" vor bis zur Stadt "chin. Name 5".
Da könnt ihr euch vielleicht in etwa vorstellen, wie interessant das war, das zu lesen.



Achja eins hab ich noch vergessen, bei den Schlachtbeschreibungen musste ich mir dann auch immer verkneifen zu lachen. Hier 2 Beispiele, kann man nicht so wirklich neutral nennen, sag ich da nur…



"Overwhelming Victory…"


Und der hier ist einfach nur so lächerlich, da weiß ich gar nicht was sich sagen soll. Japan, besser: das japanische Kaiserreich hatte zwar nicht die gewünschten Eroberungen in der gewünschten Zeit geschafft, aber dennoch halb Asien erobert ohne wirklich nennenswerten Widerstand, nicht zu vergessen auch mit unglaublichen Gräueltaten… In China eroberten sie massiv viel wurden aber tatsächlich von den schlecht ausgerüsteten, aber in der Überzahl vorhandenen Chinesen über längere Zeiträume am Erreichen von Zwischenzielen gehindert. Aber nur in der "Provinz", fast alle großen Städte, damals so gut wie alles an der Küste wurden erobert, u.a. ja auch Hong Kong, Peking, Shanghai und gesamt Südostasien (!) und das von 38-41. Und die schreiben da was von Oktober 1944, da war der Großteil des Krieges von Japan gegen die Chinesen schon 3 Jahre vorbei. Das einzige, was die Chinesen noch aufbieten konnten waren Guerillaangriffe, bis auf wenige Ausnahmen. Japan wurde nur aus China zurückgedrängt, weil die sich mit den Amis angelegt haben… Noch dazu kommt, dass die Kuomingtang, also Chiang Kai-Shek, und Mao sich in der Zeit angefangen haben selbst zu bekriegen. Und dann findet die Plakette das auch noch toll, dass sich die "intellectual youth" sich "enthusiastically" und "volunatirily" *hust* erhoben haben. Ein Hoch auf Vernichtung der gebildeten Jugend! *hysterischlach*...



Zurück gings dann im Bus wieder auf die andere Seite des Danshui Flusses. Ha! Ich hab nämlich als meine Eltern vor ein paar Wochen hier waren, endlich mal nachgeschaut, wie der Fluss heißt. Ist natürlich jetzt wieder mal Zeit für Chinesisch! 淡水 also Dànshuì heißt übersetzt "Frischwasser", das finde ich mal einen guten Namen für einen Fluss. So heißt auch ein Ort (nebenbei auch die Endstation der MRT) im Norden Taipeis, den ich später noch besuche.
Dort entsteht gerade an der Stelle eines Parks am Fluss das Hauptgelände der Taipei 2010 Flora Expo im November. Also eine schöne Baustelle im Moment. Dort ist auch das Museum of Fine Arts von Taipei, da muss ich dann auch mal hin.



Ich hatte, glaube ich, ja schonmal erwähnt, dass hier überall Werbung ist, für diese Flora Expo. Wohl schon seit einem Jahr ca. Was damit aber auch einhergeht, ist eine Umgestaltung vieler Elemente der Stadt. Und ich würde mal behaupten, zum Positivem. Denn viele MRT-Eingänge und Fußgängerbrücken z.B. wurden begrünt. Ich kann mir kaum vorstellen, wie das ohne das Grün wirken musste früher...Bzw. kann mir gut vorstellen, dass es nicht sehr hübsch war, nun aber ist. Der einzige Nachteil daran ist sicherlich die Wasserrechnung, wenns gerade nicht so viel regnet ^^.



An dem WE war ich einem anderen Hostel. Habe leider vergessen Bilder zu machen, war aber recht hübsch. Das Hostel ist ein einer ehemaligen Wohnung und daher tatsächlich sehr schick eingerichtet (nur der Fernseher war der Kleinste, den ich in Taiwan außerhalb eines Flugzeuges gesehen habe ^^) mit 5 Betten in 3 Räumen und einem großem Wohnzimmer, da könnte man prima mal mit einigen Leuten Urlaub machen. Gibt da auch eine richtige Küche! Toll so was.
Da in der Nähe gabs auch vietnamesisches Essen, lecker! Mit echten Weißbrot. Und ein Geschmacksvolumen hatte die Suppe, wow! Hoffentlich ist das Essen in Vietnam auch so gut.



Sah da aber leider auch so aus, wie in den meisten Läden, wos hier gutes, preiswertes Essen gibt. 2€ für die Suppe und das Brot und da wird man richtig satt.



Nette, ausländerfreundliche, da bebilderte, Karte!


Außerdem noch die Veranstaltungshalle der einzigen taiwanesischen Biermarke die ich kenne: Taiwan Beer. (Wenn das Bier hier gebraut wird, kommt es mitten aus Taipei.)





Da trinkt man dann aus so 4 Liter Zapfanlagen. Aber nix mit Überdruck...kommt ausm Hahn da direkt rein…



Und die Gläser sind dann eh das beste. Sieht man hier leider nicht, sind aber nur so hoch wie mein kleiner Finger lang ist.




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