Kaohsiung (6.4.2010) - Update vom 8.9.2010 (s. MRT Bilder)
Zuerst einmal wieder ein paar Worte zum Wort Kaohsiung, in Pinyin heißt das "Gaoxiong" und geschrieben 高雄.Die Bedeutung ist mir nicht ganz klar aus den Schriftzeichen, denn deren Übersetzung lautet: hoch, erhöht und mannhaft, Held… Wiki sei Dank, kann ich aber doch noch Klarheit erlangen ^^, der Name heißt, seitdem die Japaner Taiwan besetzten tatsächlich "Hoher Held" - Takao. Davor klang der Name im Chinesischem gleich, als Takau, aber hieß: "Schlag den Hund". Also zwar keine klangliche, aber doch positive inhaltliche Veränderung :)
Dann noch kurz der Bahnhof in Tainan, verbreitet nämlich schön südliches Feeling ^^
Eins muss ich noch zu den Bildern der nächsten Tage sagen, die sind alle mit einer sehr alten Kamera aufgenommen worden. Und dadurch fällt es der Kamera schwer bei diesem bedecktem Himmel Bilder zu machen, die so richtig sommerlich erscheinen. Denn dieser bedeckte Himmel strahlt so sehr (wenn auch diffus, aber vor allem im weißem Spektrum), dass die Kamera meist bis immer unterbelichtet. Ich hoffe, ich stelle das gerade richtig dar…
In Wirklichkeit wirkte das alles viel eher wie ein Sommertag mit strahlend blauem Himmel.
Für Kaohsiung hatte ich das Glück eine Couch über Couchsurfer.com zu bekommen. Da ich ja recht überraschend und kurzfristig frei bekam (Wir erinnern uns: Mein Boss sagte mir das Freitag Abend 22 Uhr), war das schon eine Überraschung für mich. Denn ich wollte Couchsurfen schon immer mal ausprobieren, hatte aber noch kein Profil erstellt, da ich ja nicht erwartete, vor Ende meines Praktikums mal längere Zeit zum Reisen frei zu haben. Also erstelle ich am Montag schnell mal zwischen Tür und Angel in Tainan ein Profil und schrieb einigen Anschreiben für Kaohsiung raus. Und tatsächlich bekam ich eine positive Antwort von einem taiwanesischem Englisch-Bachelor Studenten. Die anderen antworteten erst später oder gar nicht erst. Habe insgesamt 4 Leute angeschrieben.
Meine Unterkunft war also gesichert, also schmiss ich mein Zeug einfach in einen Spind am Bahnhof. Die haben die hier auch an jedem größerem Bahnhof, so wie ja auch in Deutschland. Von Tainan bis Kaohsiung bin ich übrigens mit der regulären Tuckerbahn gefahren, die hier unten, wo keine Berge sind, auch tatsächlich etwas Tempo gemacht hat.
Kaohsiung ist, wie glaube ich, schon erwähnt, die zweitgrößte Stadt nach Taipei und gleichzeitig die südlichste, etwas größere, Stadt im Süden Taiwans.
Die Attraktionen dieser Stadt spalten sich im Wesentlichen in 2 Teile. Im Norden gibt es einen See, an dem ein Stück alte Stadtmauer steht und auch noch ein Dutzend Tempel. Da ich aber tags zuvor in Tainan schon ein Dutzend Tempel besucht hatte, schloss ich diesen Teil aus. Die meisten anderen Sehenswürdigkeiten gruppieren sich um die Hafengegend herum.
Zu Beginn beschloss ich aber ein Museum zu besuchen und zwar das Kaohsiung Museum of Fine Arts. Dorthin fuhr ich eine Station mit der KMRT = Kaohsiung MRT. Und lief den Rest, an Stelle der Öffentlichen - gleiches Spiel wie in Tainan. Denn in Richtung des Museums verläuft auch ein sehr ansehnlicher Kanal mit angeschlossenem Park.
Die Ausstellungen des Museums lohnten sich auch in jedem Fall! Eintritt waren um die 50NT$ (Ausstellungen zu: Farbe rot, Werke zu Händen, Historie Kaohsiungs, wirklich bewegende Bilder aus China von 1950 bis heute - die wurde von einem der ersten Fotoclubs überhaupt in China gemacht, dann noch einige Wasserfarbmalereien).
Auf dem Weg zu erwähntem Museum traf ich eine Israelin auf Weltreise. Sie hatte nach dem Bachelor ein Jahr frei genommen, um sich die Welt anzuschauen. Es gibt echt Leute, die haben zu viel Geld…*hust* Na vielleicht hat sie ja auch einen Kredit aufgenommen, einen Job hat sie wohl schon, als irgendwas rechtliches von irgendeinem Parlamentarier. Sie war schon 3 Monate in ganz Südostasien unterwegs und kam nun nach Taiwan. Sie war leider nicht sehr gesprächig, das einzige, was ich dann noch besonders fand, war ihre Reaktion auf meine Frage, wie sie denn die Shinto-Zeichen hier überall fände. Wie ihr wisst, werden ja viele Shinto Tempel mit dem linksdrehendem, stehendem Hakenkreuz gekennzeichnet. Sie meinte, dieses Zeichen löse bei ihr Panik und Angst aus!! Ich konnte - und kann es immer noch nicht - diese Aussage nicht fassen. Diese 23-Jährige reist gerade durch die ganze Welt und ist in einem modernem westlichem Staat aufgewachsen und fürchtet sich panisch vor diesem Zeichen! Ich hätte ja Hass erwartet und ehrlich gesagt auf emotionale Distanz - geschaffen durch die nun 65-jährige zeitliche Distanz - gehofft, aber das nicht. Wie beeinflusst dieser Staat junge Menschen, wie beeinflussen diese Menschen sich untereinander, dass solch eine gebildete Frau sich direkt bedroht fühlt?!
(Um mal den ernsten Themen wieder den Rücken zu kehren ^^)
Erstmal zur MRT gefüttert :)
Die Station an der sich die beiden MRT Linien der Stadt kreuzen sieht so aus:
Oben drüber:
Unten drunter:
Medium
Ganz unten ^^:
Die piepen da übrigens nicht rum, wie in Taipei, nein es kommt klassische Musik bei Ein- und Ausfahrt der K-MRT. Toll! Das Mikro an meiner Kamera war schon kaputt, also hier nur youtube und ich finde grad auch nichts weiter:
http://www.youtube.com/watch?v=7wzFt8O061k
Und dann nächster Stopp: National Sun Yat-Sen University. Das ist die größte Uni in Kaohsiung und auch eine renommierte Universität in ganz Taiwan. Der Weg dahin ist ja schon mal der Hammer, da er durch einen Tunnel durch einen Berg führt! :D Denn die Universität liegt direkt neben dem Hafen und ist eben durch einen Höhenzug von der eigentlichen Stadt getrennt und gleichzeitig eingerahmt.
Wichtigster Fakt für mich: Die Uni liegt keine 100 Meter vom Strand entfernt!! Da steht ein Hotel direkt davor und dieses Hotel hat einen öffentlichen Strand, kostet 30NT$ Eintritt. Also nicht mal einen Euro.
Und obwohl richtig gutes Wetter war, waren dort keine Studenten zu sehen. Antwort von meinem Couchsurfhost auf die Frage, warum denn nicht: So sind halt die Asiaten :D Im "Westen" wäre der Strand sicherlich voll bei den 31°C die wir hatten… Auf jeden Fall ne tolle Sache so was. *auchhabenwill*
Kaohsiung ist wohl auch die einzige Fahrradstadt in Taiwan, also es gibt hier tatsächlich richtige Fahrradwege und auch eine Menge Fahrradausleihstationen. U.a. auch einige, die man mit Kreditkarte nutzen kann, eine solche war dann auf dem Rückweg von der Universität zur Stadt auch die Rettung meiner Füße ;) Denn der Rückweg führte mich nicht wieder durch den Tunnel, sondern außen um den Höhenzug, am Meer entlang.
Dort besuchte ich dann auch noch ein oben auf diesem Berg liegendes ehemaliges britisches Konsulatsbüroempfangsgebäude. Sehr schöner Kolonialstil und absolut genialer Ausblick sowohl auf die Hafeneinfahrt, als auch auf den Hafen und die Stadt selbst.
Blick zurück zur Uni.
Hafen
Daneben stand noch ein kleiner Tempel, der eine besondere Eigenschaft hatte, denn in ihm werden zwei niederländische Marineoffiziere als Götter verehrt. Das macht ihn wahrscheinlich einzigartig in Taiwan. Die Chinesen, die wie schon erwähnt die Niederländer im 17. Jh. vertrieben haben, waren wohl so von den beiden Marineoffizieren beeindruckt, dass man anfing ihnen als Götter zu huldigen.
Ich gab mein Fahrrad dann an der KMRT Endstation, die zur Uni führt, wieder ab, fuhr 2 Stationen zurück und strebte dann dem "Love-River" entgegen - dachte ich zumindest. Denn ich lief schon wieder in die entgegengesetzte Richtung auf der richtigen Straße. Irgendwie ging wohl mein innerer Kompass an diesen beiden Tagen nicht. Muss irgendwas im Boden sein, da im Süden. Oder in der Luft, weiß man ja hier in dem Land nie ^^
Dann bekam ich Hunger und fand mal wieder eine Bäckerei. Soweit nichts besonderes, aber diese Bäckerei führte doch tatsächlich richtige Brötchen! Und dann auch noch Focaccia mit Tomate, hmmm, lecker!
Der "Love-River" also, ja toller Name, sehe ich auch so. Dazu gibt es auch noch einen "Love-Peer", auf dem aber nichts los war. Wahrscheinlich machen die meisten Sachen dann wirklich erst im Sommer auf, wenns nicht mehr ab und zu mal 31°C, sondern dauerhaft über 30 Grad sind.
Der sogenannte "River", der eher wie ein Kanal aussieht und entlang dessen, ich schon ins Museum ging, ist nun also laut Reiseführer sehr beliebt bei Paaren -
besonders die Bootsfahrten bei Nacht. Klingt ja auch logisch.
Dort setzte ich mich dann auch in ein Café am Ufer und genoss ein kühles Blondes und relaxte ein wenig.
Ich hatte nämlich noch eine Stunden Zeit bis ich meinen Host treffen sollte und meine Füße taten aber schon höllisch weh und ich konnte mich nicht mehr dazu durchringen, noch auf die vor dem Hafen vorgelagerte Insel zu fahren. Da gibt es noch einen Fressmeile und einen Strand und soll wohl auch generell sehr schick sein, na so habe ich wenigstens einen Grund noch einmal zurückzukehren ^^.
Ach ja apropos Füße wehtun: In meiner jugendlichen Leichtsinnigkeit bin ich tatsächlich die knapp 8 Stunden in Tainan mit meinen dünnbesohlten, leichten Sommerschuhen gelaufen. Das rächte sich dann eben am nächsten Tag. Wo ich dann meine dickerbesohlten Schuhe an hatte, aber schon nach 4 Stunden aufgeben musste. Lektion gelernt! Nächstes Mal von Anfang an die guten "Wander"-schuhe anziehen.
Dann zurück zum Bahnhof und dort mit meinem Gastgeber telefoniert. Ergebnis: Er wollte mich mit seinem Scooter abholen. Also zugesagt und einen lebensgefährlichen Ritt angetreten. Denn eh ichs mich versah, fuhren wir natürlich auch schon los. Ohne dass ich mich entsprechend vorbereiten konnte. Soll heißen er gab Gas und ich hatte noch keine richtige Möglichkeit gefunden, die 20kg Gepäck auf dem Rücken so zu balancieren, dass es mich nicht fast runterreißt vom Motoroller. Also warf ich meine Füße vorne hoch und klammerte mich mit aller Kraft hinter meinem Hintern an den Haltegriff. Das durfte ich dann bei jedem Anfahren wiederholen und bekam alsbald fast Krämpfe in den Oberschenkeln, ob ungewohnter Haltung.
Man bin ich froh, dass ich da nicht runtergestürzt bin, war ein paar Mal fast so weit. Tut ja auch nicht not langsamer als mit Vollgas anzufahren, wenn man einen Passagier mit schwerem Gepäck hat - man will ja schneller als die anderen durch den Verkehr!!! Wieder was gelernt :D
Der Mensch teilte seine Wohnung noch mit einer weiteren Englisch-Bachelor und einer Deutsch-Bachelor Studentin. Nette Mädels und gab noch einige interessante Konversationen an diesem Abend. Der obligatorische Nachtmarktbesuch durfte natürlich auch nicht fehlen.
Wobei der Touri-Nachtmarkt nicht so fetzte, aber auf meinen Wunsch hin, gingen wir dann noch zu einem, zu dem nur die Einheimischen gehen. Schöne Sache.
Ich beantwortete dann noch eine Menge Fragen über Deutschland und fand diesen Modus zu reisen sehr schön. Angenehmer, als abends im Hotel zu versauern, oder eine anonyme Bar aufzusuchen. So ist man wie bei Bekannten zu Besuch, wird nett aufgenommen, erfährt das eine oder andere und nimmt ein wenig an dem täglichem Leben der Gastgeber teil. Der einzige Nachteil ist nur vielleicht, dass man sich, wenn man wirklich allein im Hotel ist, vielleicht mal etwas früher hinlegt, während "man", also ich ^^, mich ja dann sonst doch eher verquatsche ^^.
Zusammengefasst: Kaohsiung ist cool. Wie man auf den Bildern vielleicht sehen kann, wirkt es einfach offener, nicht so gedrängt, wie Taipei.
Man findet auch mehr Gelegenheiten, auch einmal draußen zu sitzen und das nicht auf Plastehockern. Sondern ein wenig so, wie ich es von Europa gewohnt bin. Außerdem hat es ja dann noch den unschlagbaren Vorteil zweier nutzbarer und gepflegter Strände in Steinwurfweite.
Am nächsten Morgen dann nach Kenting. Ausspannen!
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