Also brach ich dann so gegen kurz nach 4 am Nachmittag auf zum 2. Teil meiner Tour durch Tainan. Diesmal stand die Innenstadt auf dem Plan. Da ich nicht mehr soviel Zeit hatte, wurde ja schon quasi fast dunkel, konnte ich nicht so ungezielt durch die Gegend streunen, wie in der ersten Tageshälfte. So folgte ich dann einer Lonely Planet Tempelroute, von der sie schwören, dass die Tourismusbehörde Tainans ihnen das später abgeguckt und als die ihre verkauft haben, bzw. immer noch tun. Na wenigstens ist es dieser Behörde zu verdanken, dass an den meisten dieser Sehenswürdigkeiten nun chinesisch/englische Beschriftungen, sowie einige Wegweiser zu finden sind. Das ist eine gute Sache, denn Tainan ist nicht so wie Taipei eine auf einem Schachbrett basierende Stadt, sondern wirkt gewachsen. So wie wir das meist aus den älteren europäischen Städten gewohnt sind. Soll heißen: Man kann sich leichter verlaufen ^^.
Also die Route soll wohl 4 Stunden in Anspruch nehmen und so dachte ich mir, dass ich das noch locker schaffen würde. Also los und erst mal verlaufen ^^, da der richtigen Straße in die falsche Richtung gefolgt. Dieses wird mir später noch einmal passieren…
Los gings beim Konfuziustempel, der eine ehemalige Tempelschule für die Lehren des Konfuzius beherbergt.
Dann suchte ich mir auf dem gegenüberliegendem Markt etwas zu essen, wobei ich nur die Sachen probierte, die gut aussahen und die ich noch nicht kannte.
Denn Tainan ist auch für seine südliche, ur-taiwanesische Küche bekannt. Was ich dann schließlich aß, ist aber wohl überall in Taiwan beliebt. Und zwar eine auf Ei basierende götterspeiskonsistenzähnliche, warme Süßigkeit. Die gibt es wohl auch in verschiedenen Geschmacksrichtungen und auch kalt oder ganz heiß. Habe ich natürlich vergessen zu fotografieren -_-
Dann gönnte ich mir noch einen frisch gemixten Drachenfruchtsaft, seehr lecker!
Meine Tour führte mich dann zu einem alten chinesischem Stadttor, dem Südtor. Schick und auch wieder sehr cool von Bäumen überwuchert und eingerahmt. Diese Banyan-Bäume sehen aber auch einfach fantastisch aus!
Weiter zu den Resten der alten Stadtmauer und dann zum nächsten Tempel, dem Wufei Tempel zu Ehren der Konkubinen des letzten Mitbewerbers des Ming Throns, der hatte nämlich keine Chance und beging Selbstmord, seine Konkubinen folgten…
Nach diesem folgte dann der wohl historischste Tempel, den ich Taiwan besuchen durfte so weit, dem Wafua Tempel. Zumindest auf dem Papier ein paar (drei) Hundert Jahre alt. Sehr versteckt, ich dachte erst schon, ich bin falsch abgebogen, die Längenangaben des Lonely Planet waren da etwas sehr kurios. Ich lief geschätzte 300 Meter und nicht 50…aber so ist der Lonely Planet halt manchmal. Das ist ja aber auch nicht sein Hauptnutzen, der liegt ja eher im Kennenlernen der Reiseziele und grober Orientierung, wo man welche Attraktion findet.
Jedenfalls fand ich dort die Wächter an den Türen und besonders einige Malereien auf Porzellan (oder so etwas Ähnlichem) wieder sehr eindrucksvoll.
Weiter dann zum Koxinga Schrein (Ming Kaiser, der 1661 die Niederländer vertrieb), Lady Linshuis Temple (Beschützer der Kinder), Dongyue Tempel (genutzt um mit den Geistern der Toten zu kommunizieren) und dann noch zum Tempel des Stadtgottes (City God Temple - dieser richtet über uns nach dem Tode, ist also ein Gott der Unterwelt. Fun Fact aus dem LonelyPlanet hier: rosane Papierbetzettel in denen Schüler für gute Noten beten - Kommentar von LP: Yep, Schule ist überall Hölle ^^. Obwohl das für Taiwan wohl im speziellen gilt. Aber das sollte Thema eines späteren Eintrags werden).
City God Temple
Abschließend folgte der Tempel des "God of War", des "Kriegsgottes", um genau zu sein der "Official God of War Temple"!. Dies ist - laut Lonely Planet, der älteste Tempel Taiwans (1690). Und dessen "Gott" war, chinesisch-typisch, ein sehr erfolgreicher General (Kuan Kung aus der Han Dynastie), der dann eben zum Gott erhoben wurde. Da steht gerade, dass die hohen Eingangsstufen, die man hier überall findet, vor allem an Tempeln, mal dazu gedacht waren, Frauen daran zu hindern, einzutreten. Ist das metaphorisch gemeint? Oder hatten die chinesischen Frauen damals so krasse Klamotten an, dass sie tatsächlich eine etwa 40-50 cm hohe Barriere nicht überwinden konnten? Hmmmm….
Zwischendurch kam ich noch an diesem Restaurant vorbei, coole Idee, wie ich finde.
Dann habe ich doch noch irgendeine Tainanspezialität gegessen, fragt mich bloß nicht nach dem Namen. Das war eine Teigtasche und darin waren Hackfleisch und Schrimps, glaube ich, die in einer leckeren Soße schwammen. War auf jeden Fall sehr lecker.
Dann war es auch schon Nacht und das letzte auf meiner Liste waren die Chihkan Towers (Fort Proventia).
Diese beiden Hinterlassenschaften der Niederländer (1653), Ming, Qing, Japaner und KMT ^^ beeindruckten mich vor allem dadurch, dass die Obergeschosse inklusive der Treppe zu ihnen komplett aus Holz bestanden. Das überrascht/erfreut mich dann doch immer wieder, wenn ich so etwas finde.
Cooler Fakt: 1653 ging das Meer noch bis hierher. Davon ist natürlich nichts mehr *^^sorry-hust* zu sehen.
Die Gärten waren auch nicht schlecht, aber über Gärten hier in Taiwan kann glaube ich niemals jemand irgendetwas schlechtes sagen. Na gut, sich der eine oder andere Landschaftsarchitekt, oder wie auch immer. Aber für den gemeinen asienreisenden Touristen (so ich denn da überhaupt drunter falle / das beurteilen kann) sind die Gärten sicher immer ein Highlight.
Dann noch der Matsu Tempel um die Ecke und das wars dann mit dem einenmDutzend Tempel oder so…reicht erstmal ^^
Mein persönlicher Favorit dieser zweiten Tageshälfte war aber mein Friseurbesuch. Meine Güte ich hatte ja keine Vorstellung, worauf ich mich da einließ!
Auf meiner Tour durch Tainan kam ich dann auch irgendwann auf die Straße, in der anscheinend 90% der Friseure der Stadt versammelt sind. Wie halt eben immer in Taiwan. Irgendwann fand ich dann auch einen der leer war, nur 400NT$, also ca. 10€ (damals noch knapp über 9), kostete und auch ein wenig Englisch sprach. Eine Dame war natürlich die Friseurmeisterin und alleine in dem Laden, männliche Friseure findet man nur in den "hippen" und vor allem teuren Läden.
Also ab auf den Stuhl, irgendwie per Fingerzeig und einigen wenigen Brocken meinen Haarschnitt beschrieben und dann gings zum Haare Waschen. So und nun begann die Überraschung. Als erstes durfte ich mich erst einmal in eine Art liegenden Sessel "setzen", so ähnlich wie beim Zahnarzt, nur bequemer, wobei der Kopf dann auf einer Platte auflag, die auch als Abfluss dient. Und nicht so mit fast überstrecktem Kopf, wie bei deutschen Friseuren. Dann ging die werte Dame nach vorne und schloss den Laden ab. Und dann folgten - ungelogen - 30 Minuten!!! Haare Waschen und Kopf- und Nackenmassage, meine Güte, was für eine Wohltat nach so einem langem Wandertag durch die Stadt. Ich fragte mich schon, ob sie überhaupt noch einmal aufhört damit ^^
Danach folgten 20 Minuten Haare Schneiden und dann noch mal 30 Minuten Massage. Wahnsinn. Also Wahnsinn für meinen deutsche Seite ^^. Und das ganze für um die 10€. Da kann man ja in Deutschland schon fast froh sein, die Haare geschnitten zu bekommen - ohne Wäsche! Mal ganz davon zu schweigen, dass die deutschen Friseure, zumindest meine, immer nur 45-60 Minuten mit meinem Haarschnitt verbringen dürfen und daher eh schon immer unter Zeitdruck stehen, was man auch manchmal recht deutlich merkt. Also echt an manche Dinge könnte man sich hier echt gewöhnen.
Dann verlief ich mich nochmal großzügig, also 20 Minuten die richtige Straße in die falsche Richtung hoch. Kam mir aber eigentlich alles bekannt vor. Die verdammten Leuchtreklamen sehen aber auch überall gleich aus bei Nacht ^^
Da passierte mir auch was Lustiges, was mir zuvor und auch bis jetzt nicht wieder passiert ist. Und zwar liefen mir zwei bildhübsche Mädels entgegen, passiert hier ja auch öfter mal ^^ und ich lächelte den beiden zu. Die eine ignorierte mich augenscheinlich und die andere starrte mich ungläubig mit offenem Mund an. Krass. So etwas soll hier, gerade im Süden, wohl vor ein paar Jahren noch recht oft passiert sein.
Das war dann mein Tag. Tot fiel ich dann ins Bett und auf geht’s nach Kaohsiung.
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