Reisen durch Taiwan
Tainan (5.4.2010) - Fahrt und Hafengebiet
Endlich habe ich mal wieder Zeit, Motivation und einen funktionierenden Laptop. Also diese Woche gibts zumindest einige Reiseberichte meiner freien Woche!
Hier dann anknüpfend an den letzten Beitrag:
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Also Montag früh in die HSR-High Speed Railway gehüpft und in Zwei Stunden mit einer Menge Stopps die 300 km bis nach Tainan zurückgelegt. Tainan heißt übrigens, wie der 1. Teil des Namens schon andeutet, wieder etwas mit Tai-Dingsda. Ihr habt ja schon "gelernt" ^^, dass Taibei 台北Tai-Nord bedeutet. Man fährt dann noch durch Taizhong (-tchung)台中 ,was dann Tai-Mitte bedeutet und kommt schließlich nach台南 Tainan, also Tai-Süden. Finde ich irgendwie lustig.
Ein Mädel aus dem Hostel hat mir für die Tour auch ihren Lonely Planet geliehen, was doch praktischer war, als meine elektronische Variante auf dem Handy oder Laptop, bzw. ausgedruckt. Die elektronische Variante hatte mir ein Freund noch in Dresden geschenkt, danke an dieser Stelle nochmal!
Gebundenes Papier ist - zumindest noch - eben manchmal im Vorteil. Jedenfalls konnte ich mir dann alles zurechtsuchen an Attraktionen und machte mir im Zug schon mal einen Plan.
Achja ein Wort zu dem/der HSR. Der Zug ist nach dem Vorbild des japanischen Bullettrain/Shinkansen gebaut, so interpretiere ich zumindest mal die Bauform.


Innen ist's recht eng links und rechts.


Dafür schöne Beinfreiheit.


Er fährt auf einer eigenen Trasse und wird so nicht durch Verkehr oder Übergänge behindert. Von Taipei durch die Berge geht’s dann auch 90 Prozent unterirdisch - und mit 300 Sachen. Das ist eigentlich das beste an der eigenen Trasse. Der Zug fährt an, beschleunigt und fährt dann Maximalgeschwindigkeit. Denke sich das mal einer mit dem ICE in Deutschland. Da kann man ja froh sein, wenn der um die 200+ auf dem größtem Teil der Strecke fährt und in Berlin und Dresden z.B. kann davon ja dann schon erst recht die Rede sein. Das heißt der Zug wird wirklich nur durch den Halt an Bahnhöfen ausgebremst. Deshalb gibt es auch verschiedene Linien, die dann eben nur bestimmte Bahnhöfe ansteuern. Kennt man ja z.B. auch von der DB-Regio. Nur dass das hier dann z.B. darin mündet, dass man eben die Strecke von 550 km von Taipei nach Kaohsiung, also zwischen der größten und zweitgrößten Stadt, innerhalb von 90 Minuten erledigen kann, da auf der Expresslinie (die übrigens auch nicht teurer ist), nur 2 Bahnhöfe direkt vor/in Taipei angefahren werden bis man den Hauptbahnhof erreicht. Das nenne ich mal schnell! Da kann man echt zuhause nur von Träumen. 90 Minuten, das brauch der ICE für die knapp 300 km von Berlin nach Hamburg länger!!!!
Gegen kurz nach neun war ich dann an der Haltestelle des HSR.


Das ist dann auch der einzige Nachteil dessen getrennter Trasse, die kann dann schon mal mitten im Nirgendwo sein. Ich bin mir sicher, da wird eines Tages auch ein riesiges Industrie-/Wasauchimmer-Gebiet sein, aber im Moment war alles noch sehr leer und verlassen - und 30 km südlich von Tainan. Also rein in den, selbstverständlich kostenlosen und alle 10 Minuten fahrenden, Shuttlebus und ab nach Tainan. Dank der Auskunft der netten Schalterdame verpasste ich dann die Haltestelle zu meinem Hotel auch nur um eine Haltestelle. Wäre ich mit meinem ungenauen google-maps-mit-buntem-aber-nicht-sehr-genauem -Haltestellenplan-Vergleich auch hingekriegt ^^. Aber alles nicht soo groß da und 15 Minuten später am Hotel angekommen. Hotel? Ja, das gönnte ich mir da in Tainan einmal. Aber leider aus der Not geboren. Ich wollte ja eigentlich in ein Hostel, da gibt’s aber nur 3 oder so und die waren ausgebucht und Couchsurfen hat auch nicht geklappt. Mehr dazu dann beim nächsten Eintrag.
Das Hotel zu finden, war recht einfach, nur da anrufen und reservieren hätte ich ohne die Hilfe einer netten Taiwanerin aus Taipei nicht geschafft. Da das Hotel/Schalter-Personal kein Englisch konnte. Wenn ich sage, "recht einfach", dann meine ich natürlich total für Taiwanesen ^^. Denn hier ist yahoo einfach mal eine große Nummer und da muss man erst einmal darauf kommen, dass yahoo hier alles macht. Preisvergleiche, Reisen, Hotels, Wetter, Suchmaschine, Mails, Nachrichten etc. Bei uns ist das ja schon länger getrennt. Und ist auch alles in Chinesisch, was mit google-translate aber okay ist.
War dann auch nur 22€ die Nacht, also sehr okay für ein Hotel mit Fernseher, Bad, Doppelbett und Klimaanlage. Einchecken ging erst 16 Uhr, also ab raus in die Stadt. Besser: in Richtung Hafen. Denn die Tagesroute war zweigeteilt für mich. Tainan besitzt nämlichen einen großen Teil der Attraktionen in der Innenstadt und der Rest liegt Richtung Meer.
Ich sollte wohl den Artikel dann lieber zweiteilen, artet schon wieder aus, was ich alles erzählen will…
Dorthin bin ich dann auch gelaufen, sind nur nen paar Kilometer und das Wetter war astrein.


Wer würde sich nicht gerne hier ausruhen? :)




Außerdem sieht man zu Fuß einfach mehr, man kriegt meiner Meinung nach ein besseres Gefühl für die Stadt und die Leute, als wenn man immer nur mit dem Taxi fährt. Oder vielleicht noch mit den Öffentlichen. Gab dann auch wieder leckere Teestände da, wo ich mir einen eiskalten Eis-Tee gönnte.
Also einen Oolong-Tee (glaube ich, kann die Zeichen immer noch nicht...) mit einer großen Kugel Eis, habe leider die Sorte vergessen, Orange oder so was. Dazu gab es dann einen dicken Strohhalm, damit man das Eis dann auch trinken kann ^^. Klasse Idee und super lecker!


Am Hafen erwartet einen dann eine Ansammlung alter Gebäude, die die Niederländer hier gelassen haben.
Ebenso wie einige alte Fischerhütten und Tempel sowieso.




Das Fort "Zeelandia" der Niederländer von 1624 war dann auch ganz nett, vor allem schön renoviert und mit einigen Ausstellungen. Das Wohnhaus eines Kaufmanns dagegen sehr unspektakulär.










Aaaber DAS Highlight war das "Treehouse", also ein Baumhaus, aber nicht im klassischem Sinne, sondern einige von Bäumen überwachsene alte Lagerhütten. Und nicht vorn irgendwelchen Bäumen, sondern von Banyan-Bäumen. Die haben wegen der Luftfeuchtigkeit hier im Süden dann auch Luftwurzeln! Man sah das toll aus! Kann man mit Bildern glaube ich schwer einfangen, ist mir aber natürlich trotzdem gelungen :D Nur euch zuliebe ^^. Nein war nur ein Versehen beim Schreiben dieses Textes, ist mir beim erneuten Anschauen der Bilder aufgefallen, dass diese doch den Eindruck recht gut wiedergeben.












Danach wanderte ich wieder zurück in Richtung des Hafens und des Kanals, an dem ich auch von meinem Hotel dahin gekommen war. Dabei kam ich an dem anderen Haus eines Kaufmanns vorbei, dass ich schon auslassen wollte, weil ich ja schon ne ganz schöne Tour gelaufen war und das andere halt sehr enttäuschend war. Aaaber, ja heute gibt’s viele "aabers" ^^, das war dann auch wieder ein Highlight, aber auf eine andere Art und Weise.


Denn dieser Kaufmann war wohl ein Deutscher und was macht man mit einem alten Herrenhaus eines Deutschen? Richtig: Einen Biergarten :D und weil wir in Asien sind auch noch eine Kitschaustellung zum Thema Deutschland.


War wohl pures Glück, dass ich bisher der Verknüpfung Neuschwanstein <--> Deutschland entgehen durfte, aber hier war sie dann.






Was sich dann neben den schlecht ausgedruckten, oder vielmehr: auf schlechten Bildern basierenden schlecht ausgedruckten imitat Imitatenrepliken aber auch noch fand, waren einige alte Möbel und man konnte ja auch dank des erhalten gebliebenen Grundrisses noch erraten, wie es vor 100-150 Jahren mal ausgesehen haben mag.


Und noch der gute alte Bismarck :)


Es wurde dann auch klassische bayrische Biergartenmusik gespielt, die mich dann auch gleich dazu animierte das Erdinger-Weißbier-Werbe-Lied summend anzustimmen ^^. Und es gab deutsches Bier, aus der Flasche!


Mjam! Gibt einfach auf dieser Welt nichts besseres nach 3 Stunden Fußmarsch bei sengender Hitze (oder überhaupt).


Peter und der Wolf, muss wohl eine deutschsprachige Community hier geben...


Was für ein Tag. Konnte ja eigentlich kaum besser werden ab dann.
Dann musste ich den nächsten "Gewaltmarsch" zur nächsten Pflichttouriattratktion hinter mich bringen und verweigerte mich erneut den Öffentlichen, das hatte dann auch wieder einen großen Vorteil und natürlich auch einen Nachteil: Meine Füße begannen weh zu tun. Der Vorteil überwog aber mal wieder, denn ich fand eine Halle, um die ich erst einmal herumscharwenzelte, um dann festzustellen, dass man da auch einfach rein darf, in der sie gerade mit historischen Mitteln eine taiwanesische Dschunke aufbauen. Klasse!






Die nächsten 2 Kilometer haben sich dann nicht so gelohnt, die führten nämlich nur zum dem "White Fort", was eine typische Mitteleuropäische Festungsanlage des späten 19. Jh. darstellte. Marke: Hast du eine gesehen, hast du alle gesehen. Das stimmt so natürlich nicht ganz, aber ich habe in den letzten 5 Jahren so ca. ein Dutzend dieser Bauwerke in Europa bewundern dürfen und dagegen haben die hier in Taiwan keine Chance: Per Definition: Sternförmig, Wassergraben optional, überwachsene, also mit Erde geschützte Kavernen, ein Tor, relativ flach und gerade deshalb auch unspektakulär. Halt das gleiche wie in Naarden, blos viel kleiner, wie in Reitwein, blos weniger schick, wie auf Usedom (Polenseite), nur weniger interessant gebaut und schon garnicht mit so einer großen Sammlung von Militariafansachen, etc. pp. Najut, aber hier für die Asiaten natürlich ein Highlight so ein paar Stücke europäischer Baukunst. Und wenn ich ehrlich sein soll, auch für mich hier.



Dann beschloss ich nicht mehr zum Meer zu Wandern, denn das wären noch einmal 6km gewesen, bei 30°C und nur zwei Attraktionen, nämlich dem Meer und einem Leuchtturm, sah das dann nicht mehr lohnenswert aus für mich.
Also ab in einen Bus der in Richtung Stadtmitte fährt und glücklicherweise an meinem Hotel vorbeikam. Da habe ich dann eingecheckt und wurde angenehm von meinem 22€ Raum überrascht. Doppelbett, gefliestes Bad mit richtiger Badewanne, integrierte Klimaanlage und natürlich der obligatorische Fernseher. Aber hier dann kein Flachbildschirm, was mich einigermaßen wunderte ^^ War glaube ich die 2. oder 3. Röhre, die ich in Taiwan jemals gesehen habe. Außerdem gabs natürlich Handtücher, Zahnbürsten, Zahnpasta, Rasierapparat und einen Kamm. Das sind glaube ich Annehmlichkeiten, wegen denen man von Hotel zu Hotel reisen könnte. Denn wenn man in Hostels oder bei Leuten übernachtet, muss man das ja alles immer mitbuckeln.
Dann hab ich mich noch ne halbe Stunden hingelegt und auf geht’s zum 2. Teil: Tainan Innenstadt.


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