Dienstag, 16. März 2010
Visa Ausfluege nach Hong Kong und Macau
Hong Kongs Geschichtsmuseum
Am Mittwoch habe ich mich entspannt und hab 2 Freundinnen von Martin (einem Freund von mir, der 3 Monate in HK gelebt hat) kennengelernt. Bei der Gelegenheit durfte ich den Campus der PolyU besuchen. Absolute Stadtuniversität, passend zu Hong Kong. Relativ begrenzte Grundfläche, dafür recht hoch. So ungefähr 8-stöckig alles. In einem Turm, der das ganze nochmal um ein paar Stockwerke überragte, gibt es auch ein Restaurant. Das ist auch wieder eine total andere Welt. Die haben da an der Uni an Stelle von Mensen vor allem 3 Restaurants. So richtig mit Bedienung und Personal und so ^^. Ist ja trotzdem recht preiswert, aber schon irgendwie komisch, wenn man als Student an einer Uni nicht in eine Mensa geht, sondern in ein Restaurant. Von dort oben hat man sicherlich einen schönen Ausblick auf die Bucht, wenn nicht wieder alles voller Nebel ist. Da gabs dann leckere Dim Sum, mjam.
Dann war ich Geschichtsmuseum von Hong Kong. Meine Zeit war etwas knapp, da ich noch mein Visum abholen musste, so bin ich da ein wenig durchgerast, war aber dennoch sehr schick. Die haben sich da echt Mühe gegeben, die Geschichte erlebbar zu machen. Also gibt’s neben (glücklicherweise englischen) Erläuterungen auch ne Menge zum Anschauen und Anfassen. Los geht’s in einem Urwald und mit der Frühgeschichte der ganzen Region. Dann weiter zu den frühen Eingeborenen inklusive Modellhütten und Fischerbooten neben dem ganzen "normalen" Geschichtszeug wie Keramik etc. Darauf folgen dann einige Sachen zu chinesischer Kultur, auch wieder mit Hütten und sogar einem nachgebautem Tempel.
Und irgendwann kommt dann das ganze Kapitel moderne Geschichte beginnend mit der Besetzung Hong Kongs durch die Briten im späten 19. Jahrhundert. Das ganze geht mit den Opiumkriegen los und man findet sich dann in einem Hong Kong aus dem 19. Jahrhundert wieder mit Apotheke, Bank, Post, Telefonstation, Pfandhaus, chinesischem Medizinladen, traditionellen Wohnungen etc. Da kann man dann durchlaufen und sich darüber informieren, was man gerade sieht. Das fand ich sehr gelungen, auch wenn die Beleuchtung, wie eigentlich bei allen chin. Ausstellungen bisher, manchmal doch etwas knapp ist. Das mag ja ganz atmosphärisch sein, aber echt blöd, wenn man sich gerade was angucken will und dann nichts auf dem Bild erkennt, weil es zu dunkel ist.
Dann kam der 2. Weltkrieg, also die Besetzung durch die Japaner, die folgende Hungersnot, da die Japaner alles aus HK rausgezogen haben, was ging. Sowie im Anschluss dann die Kapitulation derselben nach Hiroshima.
Dann wurde es leider mit der Zeit eng und ich musste mir das letzte bisschen Geschichte, was sich um die moderne drehte sehr kurz halten. Was ich davon aber noch mitbekomme habe ist folgendes. Anscheinend hat HK dann nach dem 2. Weltkrieg starken Zustrom aus China erhalten (Ist ja auch klar, dort gingen die Kriege ja weiter, bis Mao sich dann endlich mal an die Macht gekämpft hatte und selbst dann wurden/werden ja noch unheimlich viele Menschen verfolgt.). Das führte natürlich dazu, dass HK aus allen Nähten zu platzen drohte. Also schossen Verschläge aus dem Boden in denen alle möglichen Leute hausten und belegten große Teile des bewohnbaren Bereichs in HK. Durch die vielen Berge dort ist die Fläche ja stark begrenzt, auf der man siedeln kann. Dann kam es immer wieder zu Bränden, die schließlich zu Weihnachten 1953 in einem Riesenbrand gipfelten, in denen Hunderte, vielleicht Tausende zu Tode kamen, von den miserablen Lebensbedingungen mal abgesehen. Es folgten soziale Wohnungsbauprojekte, wo zumindest jede Etage sanitäre Anlagen und jede Familie 20m² Platz bekamen. Das verbesserte die Situation sicherlich. Und damit begann auch so ein bisschen das in die Höhe Bauen in HK.
Der richtige Bau-Boom erfasste HK dann aber in den frühen 70ern, in denen sehr viele der heute noch stehenden Wolkenkratzer und Hochhäuser entstanden (in einigen Teilen sind über 70% der Häuser Sozialbauten laut Wikipedia). Unter diesen waren auch wieder sehr viele Sozialbauten, aber in einer 2. Ausbaustufe in denen nun jede Wohnung sanitär angeschlossen wurde und jeder Bewohner noch ein paar Quadratmeter mehr bekam.
Nichtsdestotrotz gibt es noch genügend Leute in HK die in eigentlich nicht zumutbaren Verhältnissen leben. Slums mögen in HK keine Rolle spielen, da sie wahrscheinlich von den jeweils Machthabenden effizient unterdrückt wurden/wären, da einfach kein Platz für ebenerdige Bauten ist und das Land einfach zu viel wert.
Diese Leute sind die so genannten Cage-People, ich habe davon erst erfahren, als ich später etwas über HK gelesen hatte, weil mich das Thema Wohnungsbau doch interessierte. Die Quellenlage dazu ist aber sehr dünn - kann mir auch sehr gut vorstellen, dass da schwer etwas darüber zu erfahren ist, gibt nur einige Reportagen und die Regierung schweigt/ist einfach machtlos. Die Cage-People - Käfig-Leute - wohnen, wie schon erwähnt in Käfigen. Soll heißen, diese riesigen Wolkenkratzer und Hochhäuser in denen so schon Tausende leben (wenn es nicht gerade eine Bank oder Firmenzentrale ist), werden noch dadurch aufgefüllt, dass einige Leute in ihre Wohnungen wenige Quadratmeter große "Wohnareale" einbauen, die dann wohl Teils käfigartig aussehen und diese an Leute untervermieten, die sich etwas anderes nicht leisten können. Starker Tobak. Sollen wohl ca. 100.000 Menschen in Käfigen leben, und so ca. 100€ pro 2m² Käfig zahlen… (http://www.weirdasianews.com/2009/11/21/hong-kong-citizens-living-cages-literally/)

Achja eines habe ich noch vergessen, Hong Kong erobert immer mehr Land vom Meer zurück, das resultiert(e) in einer extremen Verkleinerung der Bucht.



Grau ist aus dem Meer gezogenes Land. Links über Lantau Island ist der Flughafen, fast komplett grau und die Regionen auf Kowloon und HK Island die grau sind, sind Standort zahlreicher Wolkenkratzer und Großbauprojekte. Ist ganz schön beeindruckend, wie viel Land die da vom Wasser befreit haben. Macht auf der Karte vielleicht nicht viel her, aber wenn ich das so in meinen Gedanken vergleiche, wie oft ich da früher im Wasser gestanden hätte ^^. Was ganz interessantes dazu hier: http://www.gadient.eu/Inhalt/Texte/mare/die%20seeraeuber.pdf mal von der anderen Seite betrachtet (nicht so positiv).


Nachdem ich dann mein Visum holen war, bin ich noch ein wenig durch den HK Park gegangen, in dem sich ein Habitat für Vögel findet, sehr schöner Park, wenn auch prinzipiell kleiner, in den Hang geduckter Park, mitten im Bankenviertel, und bin mit der anderen Bekanntschaft Martins auf dem Peak hoch.
Da fährt man mit einer Zahnradbahn hoch, die aber in so einem steilen Winkel den Berg erklimmt, dass man fast Rückenschmerzen von der Holzbank bekommt, weil die sich einem volle Kanne ins Kreuz (oder tiefer)drückt, wenn man größer als 170 ist.
Dort herrschten dann aber nebulöse Sichtverhältnisse von total grandiosen 20 Metern. Schön und unheimlich, aber halt doof, weil man HK nicht sehen konnte. Das nächste Mal ist es dann bestimmt besser :D