An meinem Geburtstag machte ich mir (und meinen Freunden) eine besondere Freude und kochte Klöße mit Rotkohl und Schweinebraten.
Das Einkaufen an sich war schon interessant und erstaunlicherweise dann doch recht erschwinglich. Zum Einkaufen ausländischer Lebensmittel geht man hier eben in den Carrefour in einer der besten Wohngegenden in Taipei und da kriegt man dann auch die beste Auswahl an ausländischen Speisen.
Rotkohl von Kühne aus Deutschland z.B., das Glas für 5€. Das war dann auch erstaunlicherweise das einzige, was ich kaufen musste, das nicht aus der Region kommt. Ich hatte ursprünglich ja darum gefürchtet, dass es hier keine Kartoffeln gibt, weil man die nämlich hier außerhalb McDs und BKs höchstens in der Süßvariante oder in indischem Curry findet. Aber wurde dann doch freudig überrascht. Kartoffeln für 1,25€ das Kilo. Zwiebel und Knoblauch waren auch kein Problem. Salz hingegen schon. Das gab es nur als Meersalzmühle zum Selbstmahlen, genauso wie den Pfeffer. Oder als 200g Nachfüllpackung in der Dose, diese wählte ich dann auch.
Knorr "mal anders" ;D
Leckeres Fleisch
Keiner mag die Kartoffeln hier, vielleicht deshalb so preiswert?
Deutscher Rotkohl, Importware
Links Original, rechts "Fälschung" ^^
Mehl war auch sehr interessant, da das Einkaufen auf Englisch (und erst recht auf Chinesisch) doch recht anders ist. Denn ich musste zu meinem Bedauern (das auch schon früher in einer Kneipendiskussion über Essen) feststellen, dass mein Vokabular zum Thema Nahrungsmittel und Kochen seeeehr eingeschränkt ist. Ansonsten kann ich mich ja echt über Allesmögliche unterhalten: Technik sowieso, Naturwissenschaften klar, ja sogar über Politik oder Kunst, aber bei Essen und vor allem Essen machen hörts dann leider auf :((
Mehl gibt’s hier anscheinend in 3 verschiedenen "glutenous" Versionen. Mein Englischwörterbuch konnte mir da auch nicht weiterhelfen und so musste ich das auch erst einmal googlen. Und stellte fest, dass diese Mehlunterscheidung in Deutschland recht selten ist (dachte ich mir ja schon). Zum Glück entdeckte ich dann nach einiger Zeit noch das all-purpose-(=Allzweck-)Mehl :D
Das war ja auch schon alles, was ich brauchte und so machte ich mich dann auf zum Ausgang, wobei ich noch einen Fackelmann Rührbesen mitnahm :D Schöne Grüße von Ax. Sch. anscheinend auch hier nach Taiwan ^^
Achtung: Hier im Bild nicht der Besen ^^
Das Kochen dann ging an sich recht einfach voran. Nur zwei Sachen waren recht hinderlich:
1. Besaß die Taiwanesin, bei der wir kochten, keine Klimaanlage / die ist ihr einfach zu teuer ^^.
2. Benutzt sie, weil Single-Haushalt und billiges Essen überall, ihre Küche so gut wie nie.
Das hieß dann also nicht nur Zutaten vorbereiten, sondern auch Teller, Besteck (wo sie glücklicherweise einige Messer und Gabeln hatte :)), Pfannen und Töpfe von hartnäckigstem Dreck befreien. Und das ganze bei 35°C und 80% Luftfeuchte, man, was für ein Work-out ^^.
Glücklicherweise hatte ich aber (unerwartete) Hilfe, denn die Japanerin aus dem Hostel bestand darauf mir beim Kochen zu helfen. Und so schrubbte ich mühsam an den Utensilien herum, während sie fleißig die Zutaten vorbereitete.
Der Gasherd, der ja auch der ursächliche Grund war, warum ich ausgerechnet bei der Taiwanesin kochen wollte/musste, lieferte aber ausgezeichnete Kochergebnisse. Auf heißer Flamme kochen ist einfach anders, als auf einem Herd. Ich bin eigentlich nicht so wirklich ein Fan von offenen Flammen im Haushalt, aber ich finde das echt praktisch, dass man das eben ausmacht und dann ist es aus und die Hitze ist sofort weg.
Leider konnte ich keine/traute ich mich nicht Kartoffelklöße halb und halb zu machen, wie es ja eigentlich die traditionell-thüringische Küche vorschreibt. Denn dafür hätte ich rohe Kartoffeln durch ein Handtuch drücken müssen. So entschied ich mich für Kartoffelklöße aus nur gekochten Klößen, denn das ist sehr einfach.
Gesehen/geschmeckt hatte ein solches Gericht noch keiner der Anwesenden und die Zubereitung wurde auch von der Japanerin immer wieder mit großen Augen begutachtet. Ich würde wahrscheinlich genauso gucken, wenn ich sehen würde, wie sich aus mir relativ unbekannten Zutaten, neue Sachen zusammensetzen. Kartoffeln sind ja in diesem Teil der Welt recht unbekannt. Braten mit Soße machen die Leute hier auch eher nicht (die stehen irgendwie total auf Frittieren oder Zu-Tode-Kochen von Fleisch hier in Taiwan, habe ich so das Gefühl. Und unter Soßen versteht man eben Ketchup, Mayonnaise, Barbecue-Soße etc.). Und Rotkohl ist sowieso von einem ganz anderem Stern ^^.
Gelungen ist es mir dann auch (zu meiner eigenen Überraschung) absolut hervorragend und so konnte ich dann endlich einmal wieder meine Heimat schmecken :D
Ich merke gerade, dass ich vergessen habe, Fotos vom eigentlichem Essen zu machen -_- Mal schauen, ob einer der anderen Anwesenden was hat - Ich trage hoffentlich das dann nach.
Geschmeckt hat es auch den anderen Anwesenden, neben der Taiwanerin, eben der Japanerin und dem Briten aus dem Hostel absolut gut. Die kannten das auch allesamt noch nicht. Anscheinend ist diese Art der Kartoffelzubereitung zumindest in Mittel-Nord-England relativ unbekannt.
Der einzige, der das schon kannte, war der Amerikaner aus Buffalo, dem ich dann die Rest mit ins Hostel mitnahm, da er zu meinem Geburtstag wegen einer Mandel-OP verhindert war. Der kannte das sogar gleich 2-fach, denn erstens gibt es wohl in Buffalo (wie auch dem Rest der USA) deutsche Restaurants, die so etwas mitunter anbieten und zweitens hat er auch einige Jahre in Polen gelebt, wo Klöße ja auch normal sind. Die ich kochte, sind schließlich auch nach schlesischer Art.
Was für mich nicht normal ist, ist die Übersetzung des Wortes "Kloß" ins Englische. Diese lautet nämlich: Dumpling, bzw. wenn man in die Kochrezepte schaut: Potatoe Dumpling. Nun erinnert mich Dumpling zwar an alles Mögliche hier, aber niemals auch nur ansatzweise an Klöße aus der Heimat. Dumpling ist dann auch eher ein Sammelbegriff für alles aus Teig geformte, was dann mindestens gekocht (und hier oft auch noch gebraten) wird und hier in Taiwan immer eine Füllung aus Fleische und/oder Lauch hat.